HANNOVER. Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat sich für mehr Zuwanderung nach Deutschland ausgesprochen. Das Land sei „durchaus in der Lage, mehr Menschen, die hier Zuflucht suchen, aufzunehmen“, sagte sie der FAZ.
Zugleich plädierte sie für „legale und sichere Zugangswege“ nach Europa. Sie betonte: „Mauern und Stacheldraht können keine Lösung sein. Legale Zugangswege würden die Suche nach illegalen Fluchtrouten sicher nicht beenden – aber sie wären ein wichtiges Zeichen der Humanität.“
Kurschus, die die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm antrat, führte aus, sie könne Sorgen vor moslemischen Einwanderern und einem Verlust der Bedeutung des Christentums dadurch nicht nachvollziehen. „Ich teile diese Angst nicht. Unser christlicher Glaube gerät nicht durch die Begegnung mit anderen Religionen in Gefahr. Die Angst um das sogenannte christliche Abendland treffe ich übrigens eher bei Menschen, die in den Inhalten des Christentums wenig sattelfest sind. Das Christentum geht nicht unter, weil unsere Gesellschaft vielfältiger wird.“
Gott könne nicht auf ein Geschlecht festgelegt werden
Angesprochen auf einen Vorstoß der Katholischen jungen Gemeinde, den Begriff „Gott“ zu gendern, antwortete sie EKD-Vorsitzende, sie sehe dafür keinen Grund. Denn Gott könne nicht auf ein Geschlecht festgelegt werden. „Diese Offenheit wird schon in der Bibel deutlich, indem für Gott unterschiedliche Schreibweisen verwendet werden.“ So sei das von Martin Luther für das hebräische JHWH verwendete „Herr“ eine „genderübergreifende Machtansage“.
Zugleich bekannte sie: „Inzwischen benutze ich auch manchmal das Sternchen, mache also eine kurze Pause beim Sprechen. Wichtig ist mir, daß ich durch meine Anrede niemanden ausschließe.“ (ag)